Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine chronische Entzündung der Speiseröhre, die oft durch bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst wird. Neben Medikamenten gewinnt die Ernährungstherapie zunehmend an Bedeutung. In diesem Artikel zeige ich, wie strukturierte Diäten wie die 6-FED helfen können – ergänzt durch ein praktisches Fallbeispiel.
Was ist eosinophile Ösophagitis?
EoE ist keine klassische Allergie aber auch hier überreagiert das eigene Immunsystem. Immunzellen, sogenannte eosinophile Granulozyten, sorgen für eine Entzündung der Schleimhaut in der Speiseröhre und damit für eine Verengung.
Durch diese Überreaktion entstehen Symptome wie:
- Schluckbeschwerden (Dysphagie),
- Steckenbleiben von Speisen,
- Brustschmerzen oder Sodbrennen,
- bei Kindern: Verzögerung des Wachstums und der Gewichtszunahme (Gedeistörung) und Appetitlosigkeit.
Diagnose und medizinische Behandlung bei eosinophiler Ösophagitis
Um eine eosinophile Ösophagitis festzustellen wird eine Magenspiegelung gemacht und der Speiseröhre Proben entnommen. Zeigen sich in den Proben eine bestimmte Anzahl von Immunzellen (eosinophile Granulozyten) liegt eine EoE vor. Um sicher zu sein werden andere Krankheiten wie Reflux ausgeschlossen.
Zur Therapie gibt es nach den offiziellen Richtlinien1, 3 drei Ansätze:
- Protonenpumpenhemmer wie Pantropazol oder Esomeprazol
- torische Steroide
- Ernährungstherapien
Behandlung mit Medikamenten
Um die Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre zu lindern können topische Steroide (z.B. Jorveza) genommen werden. Sie unterdrücken die Entzündung und die Anzahl der eosinophilen Granulozyten sinkt. Dadurch schwillt die Schleimhaut ab.
Diese Medikamente lässt man langsam im Mund zergehen, wodurch sie direkt in der Speiseröhre wirken. Somit wirken sie sehr lokal und gezielt gegen die Schleimhautentzündung bei EoE.
Häufig helfen auch klassische Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantropazol oder Esomeprazol.
Neben den Medikamenten ist es aber auch wichtig die Auslöser (Trigger) der EoE zu finden. Das geschieht mit speziellen Ernährungstherapien.
Ernährungstherapie bei eosinophiler Ösophagitis

Wer die Trigger seiner EoE findet, kann langfristig besser mit der Krankheit leben. Um diese Auslöser zu finden muss eine anstrengende, strikte Eliminationsdiät gemacht werden.
Wichtig: die Diät sollte nicht gleichzeitig mit der medikamentösen Behandlung erfolgen. Sonst werden die Ergebnisse verzerrt.
Eliminationsdiäten bei EoE
Um herauszufinden, was die Entzündung der Schleimhaut auslöst, werden bestimmte Nahrungsmittel für mehrere Woche nicht mehr gegessen und dann Schritt für Schritt wieder eingeführt. Man probiert also aus, was die Krankheit triggert. Dabei gibt es verschiedene Methoden. Welche in Frage kommt, entscheidet man am besten zusammen mit der Therapeutin oder dem Therapeuten.
Effektiv sind laut Studien beide Varianten hier vorgestellt Diäten.2
6-FED (Six-Food Elimination Diet)
Bei der klassischen 6-FED wird für vier bis sechs Wochen auf die häufigsten Auslöser verzichtet. Das sind:
- Milchprodukte
- Weizen/Gluten
- Soja/Hülsenfrüchte
- Ei
- Nüsse/Schalenfrüchte
- Fisch und Meeresfrüchte
Wenn nach der Eliminationsphase keine Beschwerden mehr auftreten, werden die einzelnen Lebensmittel nach und nach wieder in den Speiseplan aufgenommen. Pro Lebensmittel ungefähr zwei bis vier Wochen.
Eine 6-FED dauert also mehrere Monate und ist für die Patientinnen und Patienten sehr anstrengend und es muss darauf geachtet werden, dass keine Nährstoffmängel entstehen. Während der ganzen Diät wird ein Ernährungsprotokoll geführt und von einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater ausgewertet.
Weil die 6-FED sehr anstrengend ist, gibt es eine andere Methode, mit der versucht wird, die Trigger schneller zu finden und auszuschließen.
1-4-8 Eliminationskonzept
Beim 1-4-8 Eliminationskonzept wird schrittweise nach Erfolgsrate vorgegangen. Die häufigsten Auslöser werden als erstes weggelassen.
- 1-FED: nur Milchprodukte werden ausgeschlossen.
- 4-FED: Milch, Weizen, Ei, Soja
- 6- oder 8-FED: weitere mögliche Auslöser werden ausgeschlossen.
Vorteile dieser Methode sind klar, dass sich die Patientinnen und Patienten weniger einschränken müssen und das die Diät leichter individuelle angepasst werden kann.
Weitere Tipps für Ernährung bei EoE
Die Ernährungstherapie bei einer eosinophilen Ösophagitis ist je nach Patientin oder Patient sehr individuell. Zusammen mit einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater werden persönliche Auslöser zusätzlich ausgeschlossen. Zuverlässig können die Trigger nur mit einem sauber geführten Ernährungstagebuch gefunden werden.
In der Praxis haben die die meisten einen langen Leidensweg vor sich und kennen schon viele Auslöser und vermeiden diese.
Oft muss in der Ernährungsberatung darauf geachtet werden, dass trotz strenger Diät eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung sichergestellt wird. Dazu kann es auch nötig sein bestimmte Nährstoffe zu supplementieren. Das ist oft nicht einfach, wie ich anhand des folgenden Beispiels zeigen möchte.
Fallbeispiel aus der Praxis: Ernährungstherapie bei EoE
Ein 70-jähriger Patient mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) wandte sich an mich, nachdem eine medikamentöse Therapie bei ihm keinen ausreichenden Erfolg brachte. Er war sehr aktiv, ging häufig Schwimmen, machte Yoga und Krafttraining, und hatte sich bereits intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt.
Sein Ziel war klar: Noch vor einem anstehenden Urlaub wollte er herausfinden, welche Nahrungsmittel seine Beschwerden auslösten. Er hatte selbst bereits zwei Wochen mit einer 6-Food-Eliminationsdiät (6-FED) begonnen und konnte erste individuelle Unverträglichkeiten benennen.
Die besondere Herausforderung in der ersten Phase war die ausreichende Versorgung mit Eiweiß, da klassische tierische oder sojahaltige Proteinquellen für ihn nicht infrage kamen. Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kichererbsen – sonst beliebte Alternativen – waren in der Eliminationsphase ausgeschlossen.
Wir entwickelten daher einen auf ihn zugeschnittenen Plan, der auf vollwertige pflanzliche Eiweißquellen wie Hirse, Quinoa, glutenfreien Hafer sowie Reisproteinpulver setzte. Durch gezielte Ergänzungen konnten wir seine Proteinversorgung sicherstellen, ohne gegen die Vorgaben der Diät zu verstoßen.
Besonders hilfreich für ihn waren:
- klare, alltagstaugliche Rezepte
- strukturierte Wochenpläne
- eine Einkaufsliste, die das Kochen vereinfachte und Unsicherheiten beim Einkaufen reduzierte.
Die Zusammenarbeit war sehr erfolgreich: Schon nach kurzer Zeit zeigte sich eine spürbare Reduktion der Symptome – ohne zusätzlichen Medikamenteneinsatz. Das strukturierte Vorgehen und die individuelle Anpassung an seine Lebensrealität machten den entscheidenden Unterschied.
Ernährung bei eosinophiler Ösophagitis
Ernährung kann ein entscheidender Faktor der EoE-Behandlung sein und ist ein möglicher Therapieansatz. Wichtig sind aber eine individuelle Begleitung durch einen Ernährungsberater, Geduld und Struktur. Denn nicht alle profitieren von der gleichen Ernährung. Bei EoE ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Professionelle Begleitung durch qualifizierte Ernährungsberatung finden Sie hier.
Quellen und weitere Links
1 AWMF-Online: Behandlungsrichtlinie für Eosinophile Ösophagitis