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Kalorien zählen mit Apps: sinnvoll oder Risiko?

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Viele Apps sollen das Kalorien zählen erleichtern. Doch hilft das wirklich beim Abnehmen oder einer gesunden Ernährung? Viele Hörer*innen meines Podcasts haben berichtet, dass Food-Tracking-Apps häufig beworben werden. Daher lohnt es sich, die Wirksamkeit dieser Methode genauer zu betrachten.

Kalorien zählen: Was steckt dahinter?

Das Prinzip ist einfach: Man erfasst jede Mahlzeit und deren geschätzten Kaloriengehalt, um eine bestimmte Kalorienbilanz einzuhalten. Bekannte Apps wie MyFitnessPal, Yazio oder Lifesum helfen dabei, den Energieverbrauch zu überwachen und Ernährungsgewohnheiten zu reflektieren. Aber ist das wirklich der beste Weg zu einer gesunden Ernährung?

Warum Kalorien zählen oft nicht funktioniert

Studien zeigen, dass das Zählen von Kalorien für viele Menschen langfristig keinen Erfolg bringt. Selbst eine von Yazio zitierte Studie (Banerjee et al., 2020) konnte keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Tracking-Apps und einem nachhaltigen Gewichtsverlust feststellen. Es gibt mehrere Gründe, warum Kalorien zählen problematisch sein kann:

  • Ungenaue Kalorienangaben: Die tatsächliche Kalorienmenge eines Gerichts ist schwer zu bestimmen, da Portionsgrößen und Zubereitungsmethoden variieren.
  • Individuelle Kalorienaufnahme: Nicht jeder Mensch nimmt alle Kalorien aus der Nahrung gleich gut auf. Die Verwertung kann individuell stark schwanken.
  • Mehr als nur Kalorien: Lebensmittel enthalten nicht nur Kalorien, sondern auch essenzielle Mikronährstoffe, die für Sättigung und Wohlbefinden wichtig sind.
  • Unbekannter Kalorienbedarf: Viele Menschen wissen nicht, wie viele Kalorien sie tatsächlich benötigen, da der individuelle Bedarf stark variieren kann.
  • Lebensmittelindustrie und Hyper-palatable Foods: Viele moderne Lebensmittel sind so gestaltet, dass sie das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren und zum Überessen verleiten (z. B. Chips oder Fast Food).

Psychische Risiken: Von Kontrolle zur Obsession

Ein weiterer Kritikpunkt an Kalorien-Tracking-Apps ist ihr Einfluss auf die mentale Gesundheit. Besonders für Menschen mit einem gestörten Essverhalten kann permanentes Kalorienzählen problematisch sein.

  • Orthorexie-Gefahr: Wer zu sehr auf „perfekte“ Ernährung fixiert ist, kann eine krankhafte Form gesunder Ernährung entwickeln.
  • All-or-Nothing-Ansatz: Strenge Regeln führen oft zu Frust und Resignation.
  • Essstörungen und Tracking-Apps: Viele Menschen mit Essstörungen berichten, dass sie Kalorien-Apps genutzt haben und dadurch ihr gestörtes Essverhalten verstärkt wurde.
  • Negatives Körperbild: Permanente Gewichtskontrolle kann das Körperbewusstsein negativ beeinflussen, obwohl Gewichtsschwankungen natürlich sind.

Alltagstauglichkeit und soziale Faktoren

Neben den gesundheitlichen Aspekten ist auch die praktische Umsetzung eine Herausforderung:

  • Zeitaufwand: Kalorienzählen erfordert ständiges Wiegen und Dokumentieren von Mahlzeiten.
  • Stress und Familie: Besonders mit Kindern oder in stressigen Berufen ist das detaillierte Tracking schwer umsetzbar.
  • Soziale Normen: Beim Essen mit Freund*innen oder auswärts ist es oft unpraktisch oder unangenehm, jede Mahlzeit genau zu erfassen.

Gibt es positive Aspekte?

Trotz der Kritik kann das Erfassen von Mahlzeiten einige Vorteile haben:

  • Ernährungsprotokoll: Kann helfen, eigene Ernährungsgewohnheiten bewusster wahrzunehmen.
  • Muster erkennen: Zeigt, wo Defizite bestehen oder welche Gewohnheiten optimiert werden können.
  • Sicherheit geben: Manche Menschen empfinden es als hilfreich, um abzuschätzen, wie viel sie noch essen „dürfen“.

Fazit: auf Qualität achten

Die meisten Menschen wollen nicht ein Leben lang ihr Essen tracken, sondern gesund und ausgewogen essen. Nachhaltige Ernährung erfordert mehr als nur Kalorienkontrolle. Faktoren wie Schlaf, Stressmanagement und Bewegung spielen eine ebenso wichtige Rolle.

Besser als Kalorienzählen ist es, auf die Qualität der Lebensmittel zu achten. Methoden wie „Eat the Rainbow“ oder die Regel „30 Pflanzenarten pro Woche“ helfen, eine ausgewogene Ernährung zu fördern.

Für eine umfassendere Betrachtung schaut euch meine Podcast-Folge zur gesunden Ernährung an oder mein YouTube-Video zur Alternative zum Kalorienzählen!

Quellen

Warum Kalorien zählen nicht funktioniert:
https://zoe.com/learn/why-calorie-counting-doesnt-work
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11684524/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11684524/

Fitness Tracker können Essstörung verstärken oder auslösen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28843591/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28214452/
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1471015321000957

Studie, die ich auf Yazio gefunden habe:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31195885/

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